Frühjahr 2020: Lepidurus apus und Eubranchipus grubii im Unteren Leinetal

Frühjahr 2020: Lepidurus apus und Eubranchipus grubii im Unteren Leinetal
Mit dem Hochwasser Anfang bis Mitte März gab es im Jahr 2020 Bedingungen für ein „gutes“ Urzeitkrebsjahr. Im Leinetal zwischen Schwarmstedt im Norden (Heidekreis) und Schloß Ricklingen bzw. dem Gümmerwald im Süden (Region Hannover), war dieses Jahr jede etwa 5. Senke mit dem Schuppenschwanz (Lepidurus apus) besetzt. Einzig bei Schwarmstedt - Grindau fanden sich beide Arten in den wassergefüllten, ephemeren Flachgewässern. In 4 Wassersenken konnten Eubranchipus grubii und Lepidurus apus gemeinsam nachgewiesen werden. Während E. grubii ausgewachsen war, konnten zeitgleich von den Lepiduren nur junge, kleine, also halbwüchsige Tiere beobachtet werden. Kontrolltag in Schwarmstedt war der 26. März.
Ab 1983 wurden nunmehr im Leinetal (Heidekreis) bis vor Garbsen (nahe Hannover) in über 110 Wassersenken Groß-Branchiopoden festgestellt (s.a. Pryswitt, 2008). Über die Gelände – Aktivitäten 2020 berichtet die Leine-Zeitung (Chadde, 2020).
Dem eher etwas seichterem Hochwasser bis Mitte März 2020 folgte für die Zeit von mehreren Wochen eine trockene Phase mit nicht nennenswerten Niederschlägen, so dass wohl nicht überall die Lepiduren es bis ins reproduktionsfähige Alter geschafft haben. Es waren mehrere Gewässer früh – zu früh? - abgetrocknet. Ein Vorteil war die derzeitige kühle Witterung und somit wohl die mäßige Verdunstung. Der Leinepegel war jedoch gut rückläufig (fallend).
Negativ verlief eine weitergehende Suche nach eventuellen anderen Groß-Branchiopodenarten bis in den Juli hinein - angeregt in der Suche durch die Masterarbeit von O. Hofmann, 2016. Im Bereich Blumenau – Luthe fand sich ein neues, für längere Zeit wasserführendes Flachgewässer. Bis Ende Mai war das grünlich-milchig trübe Wasser „maßlos“ mit Cladoceren gefüllt. Pro „Tee-“ Siebzug gab es wohl 500+ Wasserflöhe und nur gelegentlich mal 1 Hüpferling zu sehen.
Zwei Jahre rückblickend: 2018 ist mir im Leinetal kein aktives Groß-Branchiopoden – Vorkommen bekannt geworden. Abseits des Leinetales waren Stellen mit Eubranchipus grubii bei Steimbke und Esperke nachzuweisen. Im Jahr 2019 konnte ich 2 mit Schuppenschwänzen besetzte Gewässer im Leinetal finden.
In Niedersachsen ist das Untere Leinetal, nach den besonderen Lebensräumen an der Elbe (s. Manzke, 2014) ein sehr bedeutendes Vorkommen für Lepidurus apus.
Literatur:
Chadde, Patricia (2020): Urzeitkrebse brauchen es nass. Leine-Zeitung (Beilage der HAZ): Donnerstag, 9. April 2020: Seite 2
Hofmann, Oliver (2016): Masterarbeit – Groß-Branchiopoden im Raum Neubrandenburg. - Habitatcharakterisierung von Eubranchipus grubii und Erstnachweis von Lynceus brachyurus. Neubrandenburg. (Bem.: Zu finden z.B. unter Google-Suche: Oliver Hofmann Eubranchipus)
Manzke, Uwe (2014): Zur Verbreitung der Feenkrebse und der Rückenschaler (Crustacea: Anostraca, Notostraca) in Niedersachsen und Bremen. Übersicht und Aufruf zur Mitarbeit. Abhandlungen und Berichte für Naturkunde, Magdeburg 34: 151 – 186
Pryswitt, Klaus-Peter (2008): Eubranchipus grubii und Lepidurus apus (Crustacea: Anostraca und Notostraca) im Unteren Leinetal (Niedersachsen) – Vorkommen und Schutzbemühungen von 1983 bis 2007. Abhandlungen und Berichte für Naturkunde, Magdeburg 31: 35 – 45
Von Klaus-Peter Pryswitt, Juli 2020