Urzeitpflanzen: Bärlapp-Gewächse (Lycopodiaceae) in Niedersachsen
Bärlapp-Gewächse existieren bereits seit dem Devon (ca. 400 Mio. Jahre). Die eindrucksvollsten Vorfahren der heutigen Bärlapp-Arten waren die Schuppenbäume (Lepidodendrales) und die Siegelbäume (Sigillariaceae). Diese baumartigen Gewächse wurden teilweise bis vierzig Meter hoch und besaßen einen Stammdurchmesser von bis zu zwei Metern. Sie waren die vorherrschenden Pflanzen im Karbon (358 bis 298 Mio. Jahre) und sehr zahlreich. Aus der Biomasse die sich über viele Jahre anhäufte entstand in einem langen Prozeß unsere Steinkohle.
Keulen-Bärlapp (Lycopodium clavatum)
Moor-Bärlapp (Lycopodiella inundata)
Die rezenten heimischen Bärlapp-Arten sind kriechende Pflanzen die in der Regel nicht höher als 30cm werden. Aus einem auf dem Boden liegenden Spross entstehen jedes Jahr neue, aufrecht stehende Seitenäste. Neben der vegetativen Vermehrung durch Ausläufer bilden die Pflanzen Sporen aus die vom Wind viele Kilometer weit getragen werden. Erst nach mehreren Jahren schlüpft der Vorkeim der sich zur unterirdisch lebenden Jungpflanze entwickelt. Während dieser Zeit schmarotzt die Pflanze an Mykorrhiza-Pilzen. Es können je nach Art 15 Jahre bis zur Geschlechtsreife vergehen. Bärlapp-Gewächse sind selten und stehen unter Naturschutz (BArtSchV). In meinem Gebiet konnte ich bisher vier Arten nachweisen.
Den Tannen-Bärlapp (Huperzia selago) fand ich 2007 im alten Steinbruch Obernkirchen (Bückeberge). Die Pflanze ist im Flachland vom Aussterben bedroht, im Hügelland wird die Art als gefährdet (Kategorie 3) eingestuft. Immer wenn ich in der Gegend bin besuche ich dieses Vorkommen welches sich über die Jahre in seiner Ausdehnung kaum verändert hat.
Den Keulen-Bärlapp (Lycopodium clavatum) fand ich 2007 im Wunstorfer Moor, ein weiteres Vorkommen befindet sich im Kleinen Deister. Obwohl diese Lebensräume recht unterschiedlich sind haben sie doch eines gemein, den sauren Boden. Zudem waren beide Standorte sonnig was vom Keulen-Bärlapp bevorzugt wird. Die Art wird in der Roten Liste mit RL3 (gefährdet) bewertet.
Den Sumpf- oder Moor-Bärlapp (Lycopodiella inundata) fand ich 2008 in der Sandgrube Heyeglas bei Husum. Im Uferbereich der Wasserfläche konnte sich die Pflanze stark ausbreiten und bedeckt viele Quadratmeter. Es wundert mich ein wenig das hier solch ein Massenbestand entstehen konnte da dieser Bereich im Sommer stark frequentiert wird. Im Hügelland ist der Sumpf-Bärlapp vom Aussterben bedroht, im Flachland wird die Art als gefährdet eingestuft (RL3).
Den Sprossenden Bärlapp (Lycopodium annotinum) fand ich 2009 im Kleinen Deister, eine andere Stelle zeigte mir Klaus-Peter Pryswitt bei Rodewald (Flachland). Die Art wird in der Roten Liste (Niedersachsen) mit RL3 (gefährdet) bewertet.
Literatur:
Garve, E. (2004): Rote Liste und Florenliste der Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bremen, 5. Fassung vom 1.3.2004
Bennert, H.W. (1999): Die seltenen und gefährdeten Farnpflanzen Deutschlands, Landwirtschaftsverlag Münster
Aichele, D. und H. W. Schwegler (1999): Unsere Moos-und Farnpflanzen, Kosmos Stuttgart
Horn, K, Korsch H. und W. Westhus (2015): Bärlappe in Thüringen - Verbreitung und Bestandssituation, Landschaftspflege und Naturschutz in Thüringen 52 (2) 2015: 51 – 61
Von Jörg Riedel, August 2015